Pferdephysiotherapie ist eine gezielte Form der Körperarbeit, die sich mit dem Bewegungsapparat des Pferdes beschäftigt. Sie umfasst manuelle Techniken, Mobilisationen, Faszienbehandlungen und aktive Übungen, die auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes abgestimmt werden. Ziel ist es, Einschränkungen in der Bewegung zu erkennen, Spannungen zu lösen und die physiologische Funktion des Körpers wiederherzustellen oder zu erhalten.
Dabei geht es nicht nur um einzelne Symptome, sondern um das Zusammenspiel aller Strukturen: Muskeln, Faszien, Gelenke, Nerven und das Nervensystem. Eine gute physiotherapeutische Behandlung nimmt das gesamte Pferd in den Blick – in Ruhe, in Bewegung und im Verhalten.
Was kann Physiotherapie leisten?
Warum ist Physiotherapie so wertvoll?
Viele körperliche Themen beim Pferd zeigen sich zunächst nur subtil: kleine Taktunreinheiten, eine veränderte Haltung, Widersetzlichkeiten beim Putzen oder Gurten, Unruhe beim Hufegeben oder mangelnde Konzentration. Häufig liegen diesen Anzeichen körperliche Dysbalancen, Verspannungen oder Einschränkungen zugrunde, die sich mit der Zeit verstärken können.
Frühzeitige physiotherapeutische Unterstützung hilft, diese feinen Signale ernst zu nehmen und aufzulösen, bevor größere Probleme entstehen. Sie trägt dazu bei, Schmerzen vorzubeugen, Bewegung zu erleichtern und die Lebensqualität des Pferdes zu steigern – unabhängig von Alter, Trainingszustand oder Belastung.
Wann ist eine pferdephysiotherpeutische Behandlung sinnvoll?
Pferdephysiotherapie kann in verschiedenen Situationen sinnvoll und unterstützend wirken:
Zur Rehabilitation nach Verletzungen, Operationen oder Lahmheiten – immer in enger Absprache mit Tierärzt*in oder Klinik.
Zur Prävention, um körperliche Balance zu erhalten und Verschleiß vorzubeugen - besonders bei Jungpferden oder Senioren.
Bei Auffälligkeiten im Verhalten, in der Bewegung oder im Umgang – wenn sich das Pferd plötzlich anders zeigt.
Nach längeren Pausen, bei Haltungswechsel oder verändertem Einsatzbereich – um den Körper wieder an Belastung heranzuführen.
Zur Trainingsbegleitung, um Bewegungsmuster zu verbessern und das Pferd langfristig gesund zu erhalten.
Als begleitende Maßnahme nach Diagnosestellung: Kissing Spines, PSSM, Arthrose, Spat, Hufrollenentzündung, Sehnen - oder Bänderverletzungen, ISG - Problematiken, Headshaking, neurologische Auffälligkeiten oder Folgen nach Trauma, Bewegungseinschränkungen nach Operationen ferdephysiotherapie
Was sind mögliche Anzeichen für physiotherapeutischen Bedarf beim Pferd?
Verhalten & Ausdruck
Unruhe beim Putzen, insbesondere an bestimmten Stellen
Abwehr beim Satteln oder Trensen
plötzliches Kopfschlagen, Beißen, Ohrenanlegen oder Schweifschlagen
verminderte Leistungsbereitschaft
veränderte Reaktionen auf Hilfen oder Menschen
Unkonzentriertheit, Stressreaktionen, Schreckhaftigkeit
Probleme beim Hufe geben
verändertes Liege-, Fress- oder Aufstehverhalten
Haltung & Muskulatur
sichtbare Asymmetrien der Muskulatur
Muskelabbau trotz Training
Muskelverspannungen oder - Verhärtungen
hohle oder eingefallene Rückenlinie
auffällige Haltung im Stand (z.B. Entlastung eines Beines)
Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht
häufiges Zucken der Haut
Bewegung & Reaktion
Taktunreinheiten oder unklarer Gang
Lahmheit ohne Befund
steifer oder spanniger Bewegungsablauf
Schwierigkeiten beim Biegen, Stellen oder Geraderichten
Schweifschlagen, Abwehrverhalten unter dem Sattel
Rücken wegdrücken
Verwerfen im Genick, einseitige Anlehnung
häufiges Stolpern
Widersetzlichkeit beim Antraben, Angaloppieren oder Wechsel
Probleme mit Übergängen oder Rückwärtsrichten
fehlende Lastaufnahme, Schwierigkeiten beim Untertreten
eingeschränkter Raumgriff